Heute Ostersonntag geht‘s bei mäßigen Wetteraussichten an die Südspitze Bosnien Herzegowinas und damit wieder in die Republika Srpska. Wir starten eine Stunde früher um 8h und sind um 9h bei unserem ersten Ziel, die Nekropole Radmilja 3km westlich von Stolac auf dem Vidovo-Feld (Vidovo Polje). Sie besteht aus 133 slawischen Stećak-Grabsteinen, aus dem 13.-15.Jh. Die Nekropole gehört zu den am meisten dekorierten Nekropolen in BiH. Nach den Kunstcharakteristiken, die diese Nekropole zu bieten hat, gehört sie zu den bedeutendsten und wertvollsten Nekropolen überhaupt.
Hier war uns der Wettergott noch gnädig. Eine Stunde später an unserem nächsten Ziel, dem Kloster Tvrdoš, begann es leider schon zu regnen, und nicht zu knapp.
Die Wurzeln des orthodoxen Klosters Tvrdoš (Manastir Tvrdoš) reichen bis ins 4. bzw. 6. Jh. zurück, es wurde aber mehrfach zerstört und wieder errichtet. Die heutigen Gebäude stammen aus dem 15. Jh. und wurden erst kürzlich vorbildlich renoviert. Das Kloster gilt als serbisch-orthodoxes Zentrum der Herzegowina.
Das Kloster ist aber nicht nur um das geistliche Wohl, sondern auch um das körperliche bemüht. Davon zeugen der schöne Weinkeller mit riesigen Eichenfässern, die Einladung zur Weinverkostung und 150ha Weingärten - besonders beliebt sind der Rotwein Vranac sowie die köstlichen Kräuterschnäpse.
Unser südlichstes Ziel ist heute Trebinje (deutsch früher Trebing) eine Stadt im südöstlichen Zipfel von Bosnien und Herzegowina in der Nähe der Grenze zu Montenegro und Kroatien. Sie gehört zur Republika Srpska und liegt in der historischen Region Herzegowina am Fluss Trebišnjica etwa 25 km vom Adriatischen Meer entfernt, wodurch sie als Vorposten zur Adria gilt. Sie ist nach Mostar die zweitgrößte Stadt der Region.
Die erste halbe Stunde müssen wir hier im ersten Kaffeehaus verbringen, auf das wir stoßen, da es in Strömen regnet.
Die Altstadt von Trebinje entstand großteils zu Beginn des 18. Jh., also unter osmanischer Herrschaft und war kaum vom Bürgerkrieg betroffen. Durch das gigantische Westtor kommend (daher Tunnel) ist man unmittelbar mitten in der Altstadt
und steht vor der Osman Pasha Moschee (1726), sie musste allerdings nach dem Bosnienkrieg renoviert werden.
Auf dem Hausberg von Trebinje, dem Crkvina, wurde im Jahre 2000 durch eine Stiftung des Dichters Jovan Cučić die Kirche der Entschlafung der Gottesmutter als neues Wahrzeichen der Stadt errichtet. Dabei handelt es sich um eine Reproduktion des Gračanica-Klosters aus dem Kosovo. Leider sehen wir sie nur aus der Ferne!
Als schönste Brücke Trebinjes gilt die achtzig Meter lange Arslanagića-Brücke - aus dem Jahr 1574 auch Perović-Brücke
Zur Zeit des römischen Reiches lebte im Umland von Trebinje der illyrische Stamm der „Derbani“. Nach den Derbani wurde wahrscheinlich auch die ganze Gegend Tervunia genannt.
Am Rückweg halten wir noch in Stolac, einer Kleinstadt im fruchtbaren Tal der Bregava. In der ansonst kargen und verkarsteten Herzegowina gab es schon vor 15.000 Jahren Siedlungen. Die Gemeinde Stolac hat knapp 15.000 Einwohner. Stolac besteht seit dem Mittelalter und war immer ein lebhaftes Handelszentrum. Die Stadt gehörte bis 1918 zu Österreich-Ungarn.
Während des Bosnienkrieges kam es vor allem 1993 zu heftigen Kämpfen zwischen Bosniaken und Kroaten, nachdem letztere ihre international nie anerkannte Republik Herceg-Bosna ausgerufen hatten. Nach der Eroberung der Stadt durch die Hrvatsko vijeće obrane (HVO) kam es zu Plünderungen durch deren Soldaten. Während der Plünderungen wurde der Stadtkern verwüstet und alle Moscheen zerstört.
Wir besichtigen die Čaršijska Moschee (1519)
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